Pars pro toto: Ein Teil steht für das Ganze
Der Erhalt alter Obstsorten trägt mit dazu bei, dass die genetische Vielfalt nicht verarmt und Heimat Heimat bleibt. Warum ist das wichtig?
Jede Art, die ausgerottet wird, ist für sehr lange Zeit verloren. Evolution geschieht im Schneckentempo von Jahrtausenden. Bei Obstsorten geht es schneller, dauert aber immer noch lange. Wir haben schon allein aus diesem Grund eine Erhaltungspflicht – auch gegenüber unseren Nachkommen.
Die Artenvielfalt ist zudem Teil unserer Kultur. Die ersten Höhlenzeichnungen stellen Menschen zusammen mit Tieren und Pflanzen dar. Wolf, Auerochse, Schlange, Apfel, Eule oder Frosch sind wie viele andere Arten Figuren in Religion, Poesie, Märchen und Liedern. Wir verlieren derzeit also auch einen Teil unseres kulturellen Erbes.
Die natürliche Vielfalt an Formen, Farben, Düften und Geräuschen bereichert uns. Der Tourismus lebt von diesem Reichtum. Eine blumenbunte Obstwiese gefällt viel besser als monotones Grün. Dies zeigen u.a. die Resultate einer Studie der Universität Zürich.
Seit Jahrtausenden verwenden wir pflanzliche und tierische Heilmittel. Mit jeder Art, die ausstirbt, verschwindet ein mögliches Heilmittel. Alle Heil- und Kulturpflanzen und alle Haustiere stammen von wildlebenden Arten ab. Nur wenn diese erhalten bleiben, kann bei Neuzüchtungen auf deren Eigenschaften (Krankheitsresistenz …) zurückgegriffen werden. Alte Apfelsorten werden oft von Allergikern vertragen.
Obstbau und Obstsortenzüchtung werden seit vielen Jahrhunderten betrieben. So entstanden Tausende von Sorten, viele davon auf lokaler und regionaler Ebene – auch hier im Sauerland. Diese Vielfalt ist in Gefahr. In Supermärkten dominieren wenige Einheitssorten.
Beispiele sind: Hängelte Birne, die Birnensorte Goldhähnchen oder die Lüdenscheider Schafsnase (AT)
Fangen wir gemeinsam an!
Obstsortengärten und Musterobstanlagen:
✔ Bieten erlebbare Vielfalt und Naherholungsraum
✔ Geben Anregung für die eigene Gartengestaltung
✔ Bewahren regionale Obstsorten vor dem Aussterben
✔ Sind Grundlage für die Vermehrung gefährdeter westfälischer Sorten
✔ Eröffnen Experimentierfelder bei der Obstverwertung
✔ Sind ein lebendiger Lernort bei der Umweltbildung.
Bestehende Einrichtungen in Westfalen:
- Sortengarten Hemer-Apricke, Obstbaumpatenschaften sind dort möglich
- Obstarboretum von Hans-Joachim Bannier in Bielefeld: Dornberger Str. 197, 33619 Bielefeld
- Kreislehrgarten Steinfurt: Wermhoferstiege 33, 48465 Steinfurt
- LWL-Freilichtmuseum Detmold: Krummes Haus, 32760 Detmold
Neben den größeren öffentlich zugänglichen Obstsortengärten gibt es auch einige private Obstsortenerhalter, die teilweise im Erhalternetzwerk Obstsortenvielfalt des Pomologen-Vereins organisiert sind. Kontakt: www.obstsortenerhalt.de
Neuanlage von Musterobstwiesen
Im Rahmen unseres LEADER-Projektes sind in den einzelnen Regionen Musterobstanlagen geplant, diese werden zu Beginn jeweils nur einen kleinen Teil der ehemaligen Obstsortenvielfalt abbilden können. Doch mit der Unterstützung vor Ort können diese auch nach dem Projekt erfolgreich wachsen und den Erhalt sowie die Verbreitung alter und regionaler Obstsorten fördern.
Außerdem kann das Obst der Musterobstwiesen Grundlage für zukünftige Nutzungskonzepte sein. So wäre beispielsweise die Pflanzung von Dörrbirnensorten neben einem restaurierten Dörrofen ein sinnvolles Vorhaben. Melden Sie sich doch einfach!
gefördert durch die