Still ist es im Stilleking tatsächlich – vom Zwitschern der Vögel und dem Rauschen des Waldes einmal abgesehen. Da fällt es schwer zu glauben, dass hier noch in den 1990er Jahren Panzerfahrzeuge lärmten und den Boden aufwühlten.
Seit 1994 ist der ehemalige Truppenübungsplatz ein Naturschutzgebiet, das zahlreiche gefährdete Pflanzen- und Tierarten beheimatet. Bereits seit den 1930er Jahren wurde der Stilleking militärisch genutzt. So unterblieb eine Düngung der Flächen und es konnten sich auf dem Gelände ganz besondere Lebensräume entwickeln.
Nachdem die Truppen den Platz 1992 endgültig verließen, übernahmen Flora und Fauna vollständig das Kommando. Heute ist er auf einer Fläche von mehr als 150 Hektar von ausgedehnten Magerweiden, Buchenwäldern, bachbegleitenden Erlen- und Eschenwäldern sowie Zwergstrauchheiden geprägt.
Die unumstrittenen „Stars“ des großen Naturschutzgebietes sind jedoch die Heck-Rinder. Sie sind den ausgestorbenen Auerochsen ähnlich und nach ihren Züchtern – den Gebrüdern Heck – benannt.
Durch das gesamte Areal zieht sich ein Netz unterschiedlicher Rundwege, die Ochsentour genannt. Auf ihrem Marsch durch den Stilleking erläutern einige Informationstafeln die Sehenswürdigkeiten.
Interessante Tier- und Pflanzenarten
„Charaktervogel“ des Gebietes ist der heute in ganz Deutschland selten gewordene Wiesenpieper. Er bevorzugt naturnah genutztes lichtes Grünland mit reichem Insektenangebot. Bieten Wiesen oder Weiden an einzelnen Stellen noch ausreichend Deckung für sein Nest, dann brütet er. In guten Jahren tut dies ein rundes Dutzend davon, bislang stets innerhalb der Rinderweide. Der empfindsame Bodenbrüter verabscheut Hunde, daher ist im Sommerhalbjahr die Leinenpflicht besonders wichtig. Auch der melodische Gesang von Feldlerche und Baumpieper, zweier weiterer Wiesenbrüter, ist häufig zu hören. In den Wäldern klopfen Bunt-, Grau-, Grün-, Klein- und Schwarzspecht. Die erfolgreiche Brut des Wespenbussards und der regelmäßige Nahrungsbesuch des Schwarzstorches sind weitere Beispiele für am Stilleking beheimatete Raritäten aus der Vogelwelt.
Auch seltene Pflanzen nutzen den Platz als Rückzugsbasis, so etwa das Quendelblättrige Kreuzblümchen, das Bergsandglöckchen oder der Behaarte Ginster.
Nutzung und Pflege
Große Teile des Schutzgebietes haben NRW-Stiftung, die Stadt Lüdenscheid und der Förderverein Naturschutz Märkischer Kreis e.V. erworben.
Die Heckrinder sind hier im Frühjahr 2002 vom Märkischen Kreis und der Biologischen Station, dem Naturschutzzentrum Märkischer Kreis e.V., angesiedelt worden. Die Herde von ca. 40 Tieren lebt ganzjährig im Freien auf rund 60 Hektar Weideland. Sie wurden rasch zur Hauptattraktion der Besucher, die vor allem am Wochenende ins Gebiet kommen. Eigentümer der Tiere ist ein vom Naturschutzzentrum gegründeter gemeinnütziger Landschaftspflegebetrieb. Mit ihrem ausgeprägten Appetit tragen sie sehr erfolgreich zur natürlichen Pflege des Grünlands bei und erhalten so die offene Weidelandschaft. Seit der Ankunft der Heckrinder haben sich die Bestände bodenbrütender Vögel deutlich erholt.
Die Grünlandflächen außerhalb der Rinderweide werden seit 1998 von einer Wandschafherde naturschutzgerecht beweidet. Den Erwerb der ersten Tiere hat die NRW-Stiftung gefördert. Braune Coburger Fuchsschafe und die markanten schwarzköpfigen Rhönschafe können ab Anfang Juni bei ihren „Mäh“-Arbeiten beobachtet werden.
Anfahrt
Zum Einstieg in die Rundwanderwege im Gebiet gibt es zwei Möglichkeiten:
Sie können unterhalb der Stillekingstraße (Ecke Neuenhoferstr./Stillekingstr.) am Parkplatz „Bunte Brücke“ (neben dem Denkmal Theodor vom Neuenhof) parken und über die Stillekingstraße direkt hoch ins Gebiet gehen. Dort stehen Schilder.
Alternativ parken Sie am Wanderparkplatz Werkshagener Str./Homert und gehen über den Homertturm (mit SGV Hütte) ins Gebiet.
Unterwegs im Gebiet
Am Rande der Ochsentour lockt ein Abstecher zur imposanten Gerichtslinde. Dort tagte einst einmal im Jahr das Stillekinger Lehngericht: Alle, die vom Neuenhofer Gut Land zum Lehen hatten, waren verpflichtet, den Termin wahrzunehmen. Das Gericht tagte im Freien. Schutz vor Regen und Hitze bot das Laubdach der Linde.
Herr des Stillekinger Lehngerichts war ursprünglich Ritter Rötger von Neuhoff (um 1330). Der älteste vom Lehngericht Stilleking datierte Gerichtsschein stammt aus dem Jahr 1473.