Klima, Schule, Südfrüchte
Das raue Klima, etwa im Sauerland, ließ den Anbau von wärmeliebenden Tafelobstsorten kaum zu, so dass dort auch heute noch viele angepasste Lokalsorten zu finden sind. Es sind vorwiegend Wirtschaftsbirnen und Äpfel, die sich gut für traditionelle Verarbeitungsformen wie z.B. das Dörren und Einkochen eignen.
Anders sieht es in den wärmeren Regionen Südwestfalens aus, wie etwa der Hellweg-Region. Die fruchtbaren Böden und die milden Winter ließen hier den wirtschaftlich lohnenden Anbau von Tafelbirnen und sogar Pfirsichen zu. Die Früchte wurden bis in die 1960er-Jahre zum Großmarkt nach Dortmund geliefert oder direkt vermarktet.
Die Hochzeit des Obstbaus in Südwestfalen war eindeutig das 19. Jahrhundert. Ende des 19. Jahrhunderts gab es sogar an vielen Volksschulen Schulgärten, in denen die Schüler Obstbäume anzogen und vielerorts wurden Obst- und Gartenbauvereine gegründet. Es erschienen erste Veröffentlichungen zur Obstbaumzucht, wie z.B. die Schrift des Lüdenscheider Lehrers J. D. Lüttringhaus im Jahr 1886. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts verlor der gewerbsmäßige und kleinräumige Streuobstbau durch den wirtschaftlicheren Plantagenobstbau, durch neue Ansprüche des Handels und durch die Südfrüchte an Bedeutung.
Die mit öffentlichen Mitteln geförderten Rodungsmaßnahmen in den 1950er und 1970er Jahren verringerten die Obstsortenvielfalt in den südwestfälischen Obstwiesen ebenfalls.
Ab Ende der 1980er Jahre wurde der Wert der Streuobstwiesen als Lebensraum für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten wiederentdeckt. Seit dieser Zeit werden wieder vermehrt Obstwiesen mit alten Obstsorten neu angelegt.
Heute stehen Aspekte wie Naherholung und die Erhaltung der Biodiversität gleichrangig neben der Verwertung der schmackhaften Früchte. Engagierte Bürger, Heimatvereine, Landwirte, Jäger und Naturschutzverbände setzen sich für den Erhalt des Lebensraums Streuobstwiese ein.
Mittlerweile gibt es auch mehrere mobile Mostereien, bei denen die Bewirtschafter von Obstwiesen ihre Äpfel und Birnen im Herbst direkt zu leckeren Säften verarbeiten lassen können.
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