Willkommen auf dem ehemaligen
Standortübungsplatz Apricke
Die Nordrhein-Westfalenstiftung hat den ehemaligen Standortübungsplatz Apricke im Jahr 2007 für Zwecke des Naturschutzes erworben. Das Gebiet wird heute vom Naturschutzzentrum Märkischer Kreis in Zusammenarbeit mit der Stadt Hemer betreut.
Artenvielfalt über Kalkstein
Ein Blick in den nördlich angrenzenden Steinbruch zeigt den geologischen Untergrund des Gebiets: Er besteht größtenteils aus mitteldevonischem Massenkalk. Das helle, harte Sedimentgestein bildete sich aus den Ablagerungen eines Meeres, das vor rund 380 Mio. Jahren Teile des Rheinlands und Westfalens bedeckte. Bei Sonnenschein erwärmen sich die flachgründigen Böden sehr rasch. In der
artenreichen Pflanzendecke herrschen deshalb Gräser, Kräuter und Stauden vor, die Wärme und
Trockenheit gut vertragen. Der aufgegebene militärische Übungsbetrieb und die nachlassende landwirtschaftliche Nutzung waren die Ursachen dafür, dass die blumenbunten Magerrasen langsam mit Gebüsch zuwuchsen. Um das traditionelle Landschaftsbild zu erhalten und um die Bedingungen für die Flora und Fauna zu verbessern, erwarben die Nordrhein-Westfalen-Stiftung und die Stadt
Hemer im Jahr 2007 den rund 2½ Quadratkilometer großen Platz und sicherten ihn dadurch dauerhaft für den Naturschutz und die Naherholung.
Betreut wird das Gebiet seither vom Naturschutzzentrum Märkischer Kreis e.V.
Wanderwege für ein erholsames Naturerleben
Auf Wanderwegen, welche teilweise die ehemaligen Panzerstraßen nutzen, lässt sich das hügelige Gelände zu Fuß, per Fahrrad oder mit Inlinern erkunden. Die Wege führen beispielsweise zu den Weideflächen von urtümlich wirkenden Heckrindern, Dülmener Pferden und einer Ziegenherde. Ohne diese Weidetiere würden die Magerrasen in einigen Jahren mit Sträuchern zuwachsen. Pflanzen wie Feldthymian und Heil-Ziest oder Vögel wie Wiesenpieper und Neuntöter würden verschwinden. An sechs Aussichtspunkten stehen Erläuterungstafeln, auf denen Sie Informationen über die Weidetiere und ihre Aufgaben für die Landschaftspflege sowie über die Geschichte des Gebietes finden. Als Besucher können Sie sich auch einer geführten Wanderung anschließen, bei der Sie die faszinierende Pflanzen- und Tierwelt erklärt bekommen. Solche Exkursionen werden regelmäßig angeboten. Infos hierzu bekommen Sie beim Naturschutzzentrum Märkischer Kreis e.V., Tel. (0 23 51) 4 32 42 40.
Rückblende: Weidewirtschaft und Soldaten
Kalkmagerrasen und trockene Glatthaferwiesen sind das Ergebnis jahrhundertelanger extensiver Beweidung oder Mahd auf kalkreichen Böden. Auf saurem Untergrund führte die entsprechende Nutzung dagegen zu Heiden und Borstgrasrasen, so im äußersten Nordosten des Gebiets. Die Flächen wurden traditionell nicht oder nur ganz wenig gedüngt. Deshalb entwickelte sich eine artenreiche, blumenbunte Vegetation, die vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bietet. Schon seit den 1970er Jahren wurde die Schafbeweidung zunehmend unrentabel. Da auch der militärische Übungsbetrieb die steileren Lagen am Hoppenberg aussparte, konnten sich Schlehen, Zitterpappeln, Birken und andere Pioniergehölze ansiedeln. Sie drangen in den Folgejahren immer stärker in die brach liegenden Magerrasen vor. Aus der Sicht des Kulturlandschafts- und Artenschutzes war diese Entwicklung nicht erwünscht, da viele seltene Tier- und Pflanzenarten auf lückige Magerrasen angewiesen sind. Durch die Beweidung wird jetzt das traditionelle Landschaftsbild wiederhergestellt.
Bild 1: Schäfer Hermann Horstmann aus Deilighofen in den 1970er Jahren.
Bild 2: Magerrasen mit Dornigem Hauhechel (rosa Blüten) und Englischen Gister (gelbe Blüten).
Bild 3: Rund 50 Jahre war das Gelände um Apricke ein Panzerübungsplatz der Bundeswehr, zuletzt für das „Panzerbattaillon 203“.
Bild 4: Bilck über den Ort Deilinghofen zum Hoppenberg in den 1970er Jahren. Blickrichtung Nordosten.
Hier sind wir zuhause: Für Neuntöter, Schwalbenschwanz, Feldlerche und für viele andere gefährdete Tiere und Pflanzen bietet dieses Schutzgebiet einen geeigneten Lebensraum.
Große Weidetiere als Helfer des Naturschutzes
Die Haltung von genügsamen Rindern, Pferden, Ziegen und Schafen in Schutzgebieten ist eine unkomplizierte Methode, um die offene Kulturlandschaft zu bewahren und zugleich die Lebensräume gefährdeter Wildpflanzen und -tiere zu erhalten. Mit ihren unterschiedlichen Vorlieben für bestimmte Futterpflanzen ergänzen sich die Huftiere bei der Landschaftspflege.
Heckrinder
In den 1920er Jahren begannen die Brüder Heinz und Lutz Heck, Zoodirektoren in München und Berlin, mit der „Rückzüchtung“ von Auerochsen. Sie kreuzten urtümliche, robuste Rinderrassen wie Ungarische Graurinder, Schottische Hochlandrinder und Spanische Kampfrinder. Als Ergebnis entstand das Heckrind. Dieses ist zwar etwas kleiner und leichter als sein ausgestorbener Vorfahr, aber wegen seiner Anspruchslosigkeit und Robustheit gut geeignet, die „ökologische Planstelle“ des Auerochsen einzunehmen. Die Rinderherde in Hemer wird vom ortsansässigen Landwirt Jürgen Überacker betreut. Die Tiere stammen überwiegend aus dem Naturschutzgebiet Stilleking bei Lüdenscheid.
Dülmener Pferde
Zusammen mit den Rindern weiden einige Nachkommen der westfälischen Dülmener Wildpferde aus dem Merfelder Bruch. Die stark gefährdete Kleinpferdrasse hat Ähnlichkeit mit dem ausgestorbenen europäischen Wildpferd oder Waldtarpan. Über das hell gelbgraue Rückenfell verläuft ein Aalstrich, an den Beinen erkennt man teilweise schwache Streifen. Die Pferde bleiben ganzjährig im Freien und suchen sich ihr Futter selbst. Ein Hengst wird nur im Frühsommer zu den Stuten gelassen, so dass diese nach elf Monaten Tragzeit im Mai des Folgejahres ihre Fohlen bekommen. Zu dieser Zeit ist die Futterversorgung auf den Weiden am besten. Trotz ihrer ursprünglichen Merkmale sind Dülmener gutmütige und ausgeglichene Tiere. Der Hemeraner Heinrich Oedekoven, der seit vielen Jahren Dülmener Pferde besitzt, betreut auch die Kleinpferde auf dem ehemaligen Standortübungsplatz.
Zertreten Rinder und Pferde nicht die Nester der bodenbrütenden Singvögel?
Bodenbrüter wie Wiesenpieper und Feldlerche bauen ihre Nester dort, wo die Weidetiere nicht ständig herumlaufen. Ihre Revierdichte und ihr Bruterfolg ist auf beweideten Flächen sogar größer, weil sie dort vor Störungen durch freilaufende Hunde, Fußgänger und Fahrzeuge geschützt sind. Kommt einem brütenden oder fütternden Vogel ein grasendes Tier zu nahe, macht sich der Vogel bemerkbar. Die Weidetiere weichen dem Nest dann aus.
Warum man am Hoppenberg den Bock zum Gärtner macht
Das Beknabbern saftreicher Rinde und junger Zweige gehört zu den Vorlieben von Ziegen. Genau deshalb werden sie zurzeit auf dem Hoppenberg eingesetzt. Das Beweidungskonzept des Naturschutzzentrums sieht vor, dass die Ziegen die unerwünschten jungen Gehölze zum Absterben bringen. So sollen die Magerrasen mit ihrer bedrohten Flora und Fauna wiederhergestellt werden. Später soll eine Schafherde die offenen Flächen beweiden. Der Ziegenhalter Thomas Stumpf ist ein erfahrener Landwirt und Biologe, der nicht zulassen würde, dass seine Tiere Not leiden.
Die Weidetiere haben keinen Stall und werden wenig gefüttert. Ist das nicht Tierquälerei?
Die auf dem ehemaligen Standortübungsplatz weidenden Ziegen und Schafe gehören zu besonders genügsamen und robusten Rassen. Auch Heckrinder und Dülmener Pferde sind bekanntermaßen anspruchlos und kälteunempfindlich. Stallhaltung mit hoher Luftfeuchte würde ihre Gesundheit eher schwächen.